Schweinsgalopp-Netzwerken: Galoppierst du auch in Social Media?

Auf meine Umfrage: „Was geht dir beim Netzwerken auf den Geist?“ antwortete Clia: „Am meisten gehen mir Kontaktanfragen auf den Geist, denen ich schon an der „Nasenspitze“ ansehen kann, dass es ausschließlich darum geht, mir etwas zu verkaufen. Ebenfalls nervig finde ich, wenn nach der Kontaktbestätigung im Schweinsgalopp eine Einladung zum Seiten-Like (Facebook) oder ein Dankestweet (Twitter) mit Werbung kommt.“

Dieses Bild – Schweinsgalopp – trifft eine typische Verhaltensweise perfekt auf den Punkt. Mir geht es ähnlich wie Clia, so dass ich beispielsweise Danke-Tweets in Twitter mittlerweile komplett ignoriere, denn die sind voll mit Werbung. Klar magst du dich gut vermarkten, aber wenn die Reaktionen auf deine Aktivitäten in Social Media negativ ausfallen oder wenn einfach gar nichts passiert, dann könnte es vielleicht sein, dass du auch im Schweinsgalopp unterwegs bist und es ist dir bisher nicht bewusst?

Ja, aber was bitte ist denn Schweinsgalopp?

Wenn du im Schweinsgalopp unterwegs bist, dann bombardierst du deine Kontakte regelrecht. Da geht meist direkt nach einer Kontaktbestätigung ein wahres Maschinengewehr an Nachrichten los: Die Einladung zum Seiten-Like bei XING. Die Aufforderung, deine Website zu besuchen. Der (automatisierte) Danke-Tweet, gerne mit Werbung garniert. Also alles, was die Kanäle vollstopft. Wenn dann noch zeitgleich eine persönliche Nachricht über Facebook oder gar eine E-Mail eintrudelt, dann ist das des Guten zu viel!

Vielen Menschen ist überhaupt nicht bewusst, wie sowas bei anderen ankommt. Es ist buchstäblich ein blinder Fleck: Sie sind so damit beschäftigt, sich selbst gut zu vermarkten, dass sie negative oder fehlende Reaktionen eher als „Netzwerken funktioniert nicht für mich“ abstempeln. Dabei versuchen sie, Abkürzungen zu erzwingen und haben nur ihre eigenen Absichten im Kopf. Diese Ego-Brille kommt beim Gegenüber ungut an. Der meint gar nicht mich, der will mir was andrehen! So eine Botschaft ist kontraproduktiv, denn beim Netzwerken geht es uns um gute Beziehungen, die wir aufbauen wollen.

Schweinsgalopp riecht nach Verkaufen wollen

Jemanden anzurufen ohne vorherige Ankündigung ist übrigens auch Schweinsgalopp, denn anrufen tun wir gerne, wenn wir etwas kaufen oder verkaufen wollen. Meist Letzteres 🙂 Beim Netzwerken fragen wir nach, ob es dem Anderen passt zu telefonieren und wenn ja, wann es passt. Nicht jeder wünscht sich beim Netzwerken einen telefonischen Kontakt. Mit einem vorsichtigen Anklopfen vorher zeigen wir Wertschätzung für die Zeit des Anderen.

Effizienz kann kontraproduktiv wirken

Ich gebe zu, dass ich auch gerne einiges flott erledigt bekomme. Aber so effizient es ist, sich gleich auf allen Kanälen und das sofort miteinander zu verknüpfen, umso mehr kommt beim Anderen an: Der interessiert sich gar nicht für mich. Besser ist es, das Tempo so zu drosseln, damit sich beim Anderen kein negatives Gefühl einschleicht. Das funktioniert, indem man beispielsweise eine Freundschaftsanfrage über Facebook stellt, auf die Bestätigung wartet und erst dann auf eine spannende Botschaft des neuen Kontakts wartet und diese dann auf Facebook teilt anstatt mit einer Willkommensnachricht die Chronik zu verstopfen.

Schweinsgalopp reflektieren

Jetzt Hand aufs Herz: Hast du auch Schweinsgalopp-Tendenzen? Die folgenden Fragen helfen dir zu schauen, wo vielleicht dein blinder Fleck ist und was du tun kannst, um mehr positive Reaktionen aus deinem Kontakte-Netzwerk zu erhalten:

Fünf Schweinsgalopp-Reflexionsfragen

  • Verknüpfst du dich gerne sofort über alle Social Media Kanäle mit einer Person, ohne dir die Zeit zu nehmen, die Profile genauer anzuschauen?
  • Neigst du auch dazu, die Kennenlernphase beschleunigen zu wollen, indem du neue Kontakte sofort immer wieder ansprichst?
  • Gibst du anfangs gerne viel Infos (Links, PDF´s, Textinfos) raus ohne abzuklären, ob es für den Anderen okay ist?
  • Wenn du gerne zum Hörer greifst: Klärst du vorher ab, ob sich dein Gesprächspartner nicht überrollt fühlt?
  • Wenn du gerne deine Social Media-Interaktionen automatisierst: Überprüfe mal kritisch, was du da in welcher Form automatisch ablaufen lässt. Denn deutlicher kannst du deinem Gegenüber nicht zeigen, dass du ihn gar nicht meinst. Das ist ganz schön abtörnend.

Mein Tipp: Probiere es mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit und lass den Schweinsgalopp einfach mal zu Haus. Beim Netzwerken erreichst du am meisten, wenn sich Vertrauen entwickelt. Und damit Vertrauen entstehen kann, braucht es Zeit und Handlungen, die signalisieren: Du bist mir wichtig.

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15 Antworten auf Schweinsgalopp-Netzwerken: Galoppierst du auch in Social Media?

  1. Judith sagt:

    Ja das ist wirklich ein schönes Bild.

    Vor kurzem begann ich einigen Menschen auf Twitter zu folgen, die mir schon recht lange folgten. Ich dachte so kommen wir ins Gespräch. Was dann passiert – Direktnachrichten – mit Verkaufslink bei fast allen.

    Der Trigger am entfolgen Button war stark gereizt.

    Danke für die wundervolle Zusammenstellung Sabine und ich merke deine beiden Netzwerk Seminare haben Ihre Spuren bei mir hinterlassen.

  2. Tolles Bild liebe Sabine! Vor allem verknüpfe ich eine Erfahrung, ist viele Jahre her. Beim Spaziergang im Wildpark zu später Stunde war in Entfernung – nicht eingezäunt – eine Rotte Wildschweine. Aus irgendwelchen Gründen sind wir wohl zu nah gekommen. Der Eber löste sich aus der Rotte und rannte wirklich im Schweinsgalopp auf uns zu. Ich hab meinen Schuh beim Weglaufen verloren und konnte irgendwie über einen rettenden Zaun springen. Und ja genau, wenn Leute so auf mich zu kommen, lösche ich sie ganz schnell oder „entabonniere“. Puh, nochmal entwischt haha. Umgekehrt glänzte ich früher mit so vornehmer Zurückhaltung, um nur ja nicht wie so eine wild daherzukommen. Es hat echt eine Weile gedauert, bis mir klar wurde, dass von ganz allein natürlich nur wenige kommen, solange ich irgendwo bescheiden neben bunten Typen herum stehe 🙂 Dein Artikel hat mich herrlich amüsiert, danke.

    • Hallo Kathrin,

      eine unvergessliche Erfahrung, die du mit uns teilst. Danke. Vielleicht habe ich Ideen für einen Artikel zum „Bescheidenen Reh Netzwerken“, dann das ist die Kehrseite, erlebe ich auch häufig. Lieber nichts machen als etwas falsch machen.

      Danke für den Impuls.

      Viele Grüße von Sabine

  3. Super geschrieben. Ich habe gerade bei dem Webinar mitgemacht und viele Tipps und Anregungen erhalten.
    Werde bestimmt an der 21 Tage Challenge teilnehmen, bin noch nicht so lange dabei und beschäftige mich auch erst seit kurzer Zeit mit Networking, Social Media etc.
    Du hast mir auf jeden Fall einige Anregungen gegeben, obwohl ich sagen muss, ich bin nicht so mit Galopp unterwegs, sondern warte bis mich vielleicht wer findet, aber das ist ja auch nicht richtig. Das lockere fehlt mir noch, aber ich glaube dank deiner Hilfe bin ich auf einem guten Weg.
    Viele Grüße
    Kirsi

  4. Liebe Sabine,

    ein wunderbar treffendes Bild. Ich fühle mich auch unangenehm berührt, genervt oder sogar regelrecht belästigt, wenn ich nach einer Kontaktbestätigung mit diesen automatisierten Nachrichten bombardiert werde. Es kann sogar sein, dass ich den Kontakt sofort wieder lösche.

    Wenn ein elektronischer Kontakt nicht dazu dient, eine schon bestehende Bekanntschaft weiter zu vertiefen, sehe ich sie als einen ersten Schritt in eine möglicherweise sich ausweitende Beziehung. Doch dazu braucht es etwas Zeit zum Reifen und zum Vertrauensaufbau – zumindest was mich betrifft.

    • Hallo Monika,

      danke für deine Einschätzung. Ich frage mich aufgrund der Diskussion wirklich, ob irgendwer einen Nutzen der automatisierten Nachrichten sieht.

      Zeit zum Reifen ist ein wichtiges Stichwor. Die nötige Zeit, um Vertrauen zu gewinnen, das empfinde ich auch als Wertschätzung mir gegenüber.

  5. Liebe Sabine,
    es ist mir ein Rätsel, wieso Leute Kontaktanfragen annehmen, wenn sie schon an der Nasenspitze sehen, dass die Person zu den Jägern, Sammlern und Spammern gehören, und dann darüber klagen, dass sie Werbung bekommen. Dafür wäre mir meine Zeit zu schade. Ich habe lieber weniger Kontakte und dafür gute. Und wenn dann doch mal einer Werbung schickt, bitte. Ich habe einen mentalen Adblocker installiert, der mich immun dagegen macht. Solche Menschen empfehle ich auch nicht. Es schadet ihnen am Ende mehr als es ihnen nützt.
    In diesem Sinne, happy networking 🙂
    Deswegen mache ich es selbst auch nicht.

  6. Christina Wulf sagt:

    Liebe Sabine,
    ich habe auch das Gefühl, dass die Menschen im Internet irgendwie weniger gehemmt sind durch soziale Umgangsformen. Die wenigsten würden vielleicht auf einer Party nach dem Vorstellen direkt weitermachen mit: ach ja, ich vertreibe das und das Produkt, das müssen Sie unbedingt kaufen! Und einem einen Flyer in Hand drücken. (Wobei es die sicherlich auch gibt 😉
    Sprich der Schweinsgalopp ist virtuell einfacher als offline…da eine unfreundliche Gegen-Reaktion vielleicht nicht so nah an einen herankommt?

  7. Monika sagt:

    Liebe Sabine, dein Beitrag spricht mir aus der Seele. Bin noch nicht ganz so lange – und vor allen Dingen nicht so aktiv – in social media unterwegs. Allerdings geht’s mir auch oftmals so, dass es einige gibt, die wie du so schön schreibst „im Schweinsgalopp“ unterwegs sind. Das kann ganz schön auf den Geist gehen – mir jedenfalls. Mir ist es auch lieber wenn zunächst Vertrauen aufgebaut wird. Dann der weitere Kontakt. Natürlich wollen wir alle irgendetwas verkaufen. Aber bitte nicht immer gleich mit der Tür ins Haus fallen. Da finde ich es so wie du es vorschlägst und auch praktizierst wesentlich besser. In deiner challenge hast du sicherlich viele Tipps dazu. Also dann melde ich mich mal flugs dazu an 🙂

  8. Ramona sagt:

    Ich liebe das Herzblut, die Kreativität und das aktive Aufzeigen zum erfolgreichen Vorwärtsgehen hinter allen Veröffentlichungen und in den ehrlichen Kommentaren mit wichtigen Hinweisen … lieben Dank und schon werde ich diese Seite wieder weiterempfehlen ❤️ ???
    Einen schönen Abend und frische Alpseegrüße aus dem Allgäu zu Euch
    Ramona

  9. Lukas sagt:

    Sehr guter Beitrag zu aufdringlichem Verhalten in sozialen Medien und auch die Tipps finde ich sehr sinnvoll. Mir fällt leider auch oft auf, dass man beispielsweise allein durch die Betätigung in Facebook Gruppen einige typische Verkäuferkontakte anzieht. Manchmal hat man schon bei der Anfrage den Eindruck, dass man wahrscheinlich mit viel Werbung konfrontiert werden wird. Wenn sich private und businessorientierte Posts mit Werbe-Angeboten im Feed mischen würden, wäre es ja ok und so sind auch schon einige Kooperationen zustande gekommen. Aber manchmal ist es bei gewissen Kontakten eine reine Beschallung mit Werbung und es bleibt fast nichts anderes übrig, als diese stummzuschalten.

    • Hallo Lukas,

      ja, Werbung kommt gerne im Schweinsgalopp daher über Social Media, wenn Menschen nicht verstehen, dass das Push-Marketing über Facebook & Co. überhaupt nicht funktioniert. Oder funktioniert es überhaupt noch wo?

      Viele Grüße von Sabine

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