Gitte Härter netzwerkt mit spielerischer Leichtigkeit. Erfolgreich. Ansteckend fröhlich. Grund genug, Gittes Gedanken und Erfahrungen zum Netzwerken zu erfahren und dank Gitte habe ich jetzt auch mal einen langen Blogartikel und nicht nur Blogquickies:
Karin Engelhardt empfahl dich in einem Online-Workshop mit dem Warnhinweis „Achtung Festlesegefahr“ und so besuchte ich zum ersten Mal deinen Blog schreibnudel.de. Mein erster Eindruck: „Wow, kann diese Frau lebendig schreiben“. Der zweite Eindruck: „Starke Nutzen und so schön aufbereitet.“ Schnell wird klar, dass du eine schreibnudel-Fangemeinde hast. Wie fanden dich die Menschen oder anders gefragt: Wie machst du deinen Blog und damit deine Talente sichtbar?
Oh, dankeschön! – Auch an Karin Engelhardt. 🙂
Ich bin seit 1999 selbstständig und mache von Anfang an mein Marketing schwerpunktmäßig übers Netz. Sprich: Ich zeige am liebsten, was ich so denke, anbiete und verschenke Wissen. Die ersten Jahre, also prä-Web 2.0, war das eher geteilt: Da gabs einerseits veröffentlichte Texte, aber keinen zugehörigen Dialog. Der fand parallel dann in Foren und Chats statt. Es hat mir schon immer Spaß gemacht, da aktiv mitzumischen.
Als dann das Mitmach-Netz kam, also Blogs und Social Media richtig groß wurden, hat sich das etwas verlagert. Aber das Prinzip dahinter war immer das Gleiche:
- Gib nützliche Dinge nach draußen.
- Zeig dich.
- Mach dich über dein Wissen bekannt und nicht nur über Werbegeplapper.
… denn dann bringst du anderen auch was. Das führt dann zwangsläufig dazu, dass sich eine regelmäßige Leserschaft bildet, die dann auch gerne verlinkt und empfiehlt.
Außerdem erkennen potenzielle Kunden, was man macht und vor allem, wie man so drauf ist. Ich erzähle auch immer viel von mir, schreibe persönlich, sage klar meine Meinung, so dass mir ganz oft BlogleserInnen sagen, dass ich ihnen schon so vertraut bin.
Da muss ich jetzt aber noch was betonen: Das heißt nicht, dass ich einfach immer mal nützliche Texte veröffentlicht habe und „das Internet“ mir dann Leute gebracht hat. Ich habe über zwei Dutzend Bücher veröffentlicht, extrem viele Interviews gemacht und Gastbeiträge geschrieben. Marketing heißt schon immer auch aktiv rausgehen.
Aber: Wenn einige Schneebälle dann mal ins Rollen gebracht sind, rollt es irgendwann von selbst weiter und wird größer …
Bei Blogs gibt es ja häufig die Empfehlung, dies als Marketingschaltzentrale für viele Kanäle zu nutzen. Du bist nur in ausgewählten Social Media Kanälen unterwegs. Warum nur Twitter, Google+ und Youtube?
Eins vorweg: Ich halte nach wie vor die Kombi „Blog + E-Mail-Newsletter“ für total wichtig.
Erst dann kommen für mich – ausgewählte – Social Media-Aktivitäten dazu. Bei mir ist es so, dass sich das alle paar Jahre verändert.
In den Anfangsjahren meiner Selbstständigkeit, wo ich noch im Aufbau war, habe ich viel mehr aktiv gemacht (und auch machen müssen). Dann habe ich einige Jahre so gut wie gar nichts außer meinen eigenen Blogs + Newsletter gemacht, nur hie und da mal kommentiert.
Seit zwei Jahren rum bin ich auf youtube, weil mir das Videomachen gut gefällt und eine schöne Ergänzung zu den Texten ist. Das bringt einen auch noch näher dran, weil die Leute einen sehen und hören. Auf Google+ bin ich nur, weil das erzwungen ist: Sobald man youtube nutzt, hat man eine Zwangsseite auf Google+.
So wirklich aktiv bin ich derzeit nur auf Twitter, weil mir das Format gefällt – und ich mag das Informelle. Wenn ich auf Social Media aktiv bin, nehme ich das auch ernst und überlege, was ich schreibe, um zu informieren oder zu unterhalten. Auch achte ich auf Regelmäßigkeit, ohne zu nerven. Aber in erster Linie habe ich meinen Spaß dabei. Und wenn ich den nicht mehr habe, dann lösche ich das entsprechende Profil und lass es erst mal bleiben (vor Jahren war ich schon mal auf Twitter).
Ich finde, dass bei Social Media ganz besonders gilt „Lieber weniger, und das richtig!“
Man sieht es allzu oft, dass viele überall dabei sein wollen und dann dümpelt es entweder oder Social Media wird mit „Werbeschleuder“ verwechselt, was dann sinnloser Aufwand ist oder sogar nach hinten losgeht.
Man liest (Blog) und sieht (Youtube) dich. Warum seit zwei Jahren auch Youtube, wo doch schreiben dein Talent ist?
Ich bin eine intensive youtube-Nutzerin. Wann immer ich irgendwas wissen will, finde ich es dort. Ob es eine bestimmte Sportübung oder ein cooles Kochrezept ist – oder ob jemand mir mal eben vormacht, wie ich was zusammenbaue, damit ich mir nicht die Haare wegen einer vermaledeiten Skizze ausreißen muss … fast alles findet sich auf youtube. Manches lässt sich viel einfacher und schneller mal eben sagen. Dazu kommt, dass man auch nicht immer lesen will.
Also habe ich mir vor zwei Jahren eine billige Kamera zugelegt und einfach mal losgelegt. Fand ich lustig und es kam auch gut bei meinen LeserInnen an. Die Videos sind einfach ein weiterer Kanal, der das Schreiben gut ergänzt.
Was ich total schön finde, ist auch, wie zum Beispiel die Videos ermutigen. Ich mache einfach die Kamera an und plappere los. Manchmal habe ich schwarze Augenringe oder die Haare stehen ab. Manchmal verheddere ich mich. Immer wieder mal kommt dann ein Kommentar à la „Ui, toll, ich trau mich jetzt auch!“ oder „Jetzt weiß ich, dass ich keine Fönfrisur und Teleprompter brauche.“ Das ist doch genial, denn da kommt nebenbei jede Menge in Gang, nur weil ich lebe, was ich predige: Sei ganz normal + unperfekt. Gerade das ist sogar charmant.
Andere zu ermutigen finde ich auch total wichtig. Du hast viele Kontakte. Wie bleibst du mit deinen Fans in Verbindung?
Nur über meine Blogs und den Newsletter.
Auf Twitter sind verhältnismäßig wenige. Auf Facebook will ich nicht.
Und ich habe mittlerweile eine große Basis an WiederholungstäterInnen, die regelmäßig bei meinen Online-Schreibworkshops mitmachen.
Social Media sollte einem immer auch gefallen. Nicht nur, was das regelmäßige Bestücken und den Austausch angeht, sondern auch, was die einzelnen Plattformen angeht. Halte ich mich dort gerne auf? Gefällts mir da? Mag ich das Handling?
Knüpfst du auch bewusst Kooperationen, um deine Sichtbarkeit zu erweitern oder sind Querverbindungen wie in einem Youtube-Film, wo du eine Yoga-Position einnimmst aufgrund einer Empfehlung von Ivan Blatter, eher unbewusst?
Das ist immer der Fun-Faktor: Ivan Blatter hatte auf Twitter ein lustiges Stockfoto mit dieser absurden Position eingebunden, und wir haben kurz gewitzelt, dass er sich doch mal so hinstellen soll und dann dachte ich „Moooment, das mach ich grad mal selbst“:
Ich bin ja jetzt über fünfzehn Jahre selbstständig und habe viele Kooperationsanfragen bekommen. Meine Erfahrung ist, dass es immer nur dann gut gegangen ist und beiden Seiten was gebracht hat, wenn man auf einer Linie war. Also wenn nicht was Taktierendes-Zweckmäßiges im Vordergrund steht, sondern wenn man sich mag.
Oder so beantwortet: Nein, ich mache kein „strategisches Netzwerken“. Aber ich frage mich natürlich schon, ob Kooperationen was bringen.
Nochmals zurück zum Anfang. Ich kam durch eine Empfehlung zu dir. Welchen Stellenwert misst du Empfehlungen bei und wie bedeutsam sind sie für dich, um neue Kunden zu gewinnen?
Da muss ich unterscheiden: Empfehlungen auf meine Websites sind unsagbar wichtig. Darum investiere ich auch kontinuierlich so viel Zeit, Energie und Arbeit, um immer wieder neue Inhalte zu bringen. Und ich bin praktisch auch kontinuierlich am Umbauen und Warten meiner stetig wachsenden Seiten.
Direkte Empfehlungen, wo BlogleserInnen oder Kunden mich toll finden und jemanden zu mir schicken, der was kaufen will, sind natürlich eine schöne Sache – und die ehren mich auch. Doch da ist es oft so, dass Leute was brauchen, was ich gar nicht (mehr) mache. Oder sie verwechseln mich mit einem Text-Dienstleister, der für sie alles auf Zuruf macht und abgibt. Darum habe ich kürzlich meine BlogleserInnen gebeten, dass Sie mich nicht weiterempfehlen. 🙂
Also bitte total gerne meine Website weitersagen, so dass Interessenten sich erst mal ein Bild darüber machen können, wie ich so drauf bin und was ich mache, anstatt nur meine Mailadresse oder Telefonnummer weiterzugeben.
Ansonsten ist das Empfehlen per link, teilen und persönlich natürlich das Beste, was es gibt!
Hier hab ich noch einen coolen Vorteil entdeckt: Da ich so persönlich schreibe, ziehe ich automatisch die Leute an, denen dieser Stil gefällt – oft, weil sie auch so drauf sind. Dadurch habe ich das Glück, dass 99 % meiner Kunden total nett, locker und witzig sind. Die kennen dann natürlich meistens auch solche Leute. Das ist mir total wichtig: Ich mag nicht mit irgendwelchen Kunden arbeiten, ich mag mich freuen, wenn sie sich melden und mit ihnen lachen können. Und meine Kunden mögen das auch. Win-win-lach-lach.
Was war deine wichtigste Erkenntnis bei der Blitzanalyse deines Kontakte-Netzwerks?
Da ich nicht strategisch netzwerke, ordne ich Kontakte auch nicht irgendwie ein.
Ich finde es aber sehr wichtig, sich vor Augen zu führen, wen man so kennt und wie man sich so verhält. Vor allen Dingen, wie aktiv man sich zeigt und AUSTAUSCHT. Gerade, wenn es ums Netzwerken geht, gibt es viele Missverständnisse:
- Die einen denken, sie haben gar kein Netzwerk. Das ist natürlich Unsinn, denn jeder von uns hat ein riesiges Netzwerk, das ja dann immer weitergeht, denn der den man kennt, kennt wen, der wen kennt. Da vergisst man oft, dass auch der Nachbar oder die Barista im Coffeeshop sondern Netzwerk-Kontakt ist, der relevant sein kann.
- Die anderen denken, sie haben ein großes Netzwerk, versteifen sich aber aufs Kontaktehamstern. Dann machen sie ein Nummernspiel draus und freuen sich, dass sie 1000 Follower auf Twitter haben, dabei sind 467 irgendwelche Accounts, die sich überhaupt nicht für sie interessieren, nur gerne einen Gegenfollower wollten. Oder sie haben auf XING
- Hunderte von Kontakten, die sie weder näher kennen, noch irgendwas damit machen.
- Damit sind wir schon beim Reingeben, um Unterstützung bitten und Nehmen-können …
Ein endloses Thema!
Vielen Dank Gitte.
Gitte setzt beim Aufbau ihres Kontaktenetzwerks auf Mehrwerte. Voll und ganz. Mehrwerte in verschiedenster Form, die man bereits auf den ersten Blick in ihrem Schreibnudel-Blog erahnen und spätestens beim Eintauchen in die köstlich servierten Impulse erleben kann. Damit wird sie gefunden und zwar genau von den Menschen, die mit ihren Tipps am meisten anfangen können. Wer auf Mehrwerte setzt, braucht sich um eine Networking-Strategie keine Gedanken zu machen. Für kreative kommunikative Menschen wie Gitte ist eine Mehrwerte-Strategie das perfekte Networking.
Guten Morgen, Sabine,
oh, ist ja schon online! Danke für die interessanten Fragen, es hat mir Spaß gemacht, mal gezielter übers Netzwerken nachzudenken – hab ich auch gleich bei mir verlinkt. 🙂
Herzliche Grüße
Gitte
Hallo Gitte,
übers Netzwerken gezielter nachzudenken lädt zum Kreativ werden ein und gibt meist einen besseren Fokus. Danke für die Zeit, die du dir genommen hast.
Viele Grüße von Sabine
Bin hier gerade reingerutscht (über die Schreibnudelseite) und finde sowohl Fragen als auch Antworten inspirierend.
Viele Grüße von Silke