Blöde Facebook Posts: Ärgern oder lieber daran wachsen?

Kennst du das? Du schaust auf deine Facebook-Chronik und da hat sich jemand sperrangelweit auf deiner schönen Chronik in Szene gesetzt? Ätzend, deine Chronik als Werbefläche zu missbrauchen, oder? Szenenwechsel: Wir tauschen in Facebook-Gruppen angeregt unsere Erfahrungen aus, teilen mit der Community, was uns eben wichtig erscheint und geben Tipps, wenn andere an einer Aufgabe verzweifeln. Alles fließt bis plötzlich eine Werbung in eine Diskussion reinklatscht: schreiend, plump, ohne Bezug. Da kommt bei mir immer das Gefühl auf, dass da gerade ein Mensch aus einer anderen Zeitepoche in Facebook gestrandet ist. Diese Werbeposts sind genauso unerwünscht wie Werbeprospekte, die immer wieder im Briefkasten landen, obwohl ein großer Aufkleber „Keine Werbung bitte“ über dem Briefkastenschlitz genau dies verhindern soll.

Wie auf einen blöden Facebook Post reagieren?

Der Post ist da: Unübersehbar, dominant, nervig. Und eigentlich willst du nur, dass er schnell wieder verschwindet. Was tun?

Haifischbecken, Säbel auspacken? Zurückschlagen? Damit katapultieren wir uns zurück.

Einfach löschen? Das bringt keinen Lerneffekt.

Vielleicht Impulse geben und einen neuen Blickwinkel aufzeigen? Schon besser…

Das fragt sich jeder Anfänger: Wie funktioniert Social Media?

Wenn wir die zeitliche Illusion für einen Augenblick beiseite schieben, dann sind wir alle im gleichen Boot, nur jeder zu einem anderen Zeitpunkt. Das Ankommen in den sozialen Netzwerken braucht  seine Zeit und für viele Menschen ist das Ankommen in dieser neuen Kommunikationskultur eine Katastrophe, weil nichts wie vorher zu funktionieren scheint. Erinnerst du dich vielleicht an die ersten Posts, auf die niemand reagiert hat? Hast du dich auch irgendwann einmal gefragt, wie Social Media funktioniert? Nachdem ich seit 2005 mit XING vertraut bin, war der lockere Umgang in Facebook erst mal ungewohnt und noch extremer fand ich Twitter, wo ich anfangs nur Hyroglyphen und Hashtags (#FF) sah und überhaupt keinen Sinn dahinter.

Mit Chronikeinstellungen blöde Facebook Posts verhindern?

Zurück zu unserem unerwünschten Facebook Post. Du kannst die Chronik so einstellen, dass niemand etwas auf deiner Chronik posten kann (Einstellungen –> Chronik und Markierungen –> Nur ich darf posten). Aber in einer Gruppe macht es wenig Sinn, wenn niemand posten kann. Also wird es immer wieder unerwünschte Situationen geben durch Werbeposts, was besonders für Administratoren, aber auch für andere Gruppenmitglieder lästig ist.

An einem Facebook Post wachsen

Blöde Posts ziehen gerne eine größere Aufmerksamkeit auf sich als Posts, hinter denen häufig viel Arbeit steckt.

Anstatt sich nun zu ärgern kannst du dich fragen, wie du solch eine Situation positiv für dich nutzen könntest, indem du beispielsweise in einer Weise reagierst, dass andere den Hut ziehen. Wenn du es schaffst, den „Störer“ in einer Gruppe in einen konstruktiven Dialog zu führen, dann gewinnst du bei den Mitlesern an Ansehen. Rauswerfen oder löschen kannst du später immer noch, wenn es deine Chronik bzw. deine Gruppe ist. Deshalb nutze ich so eine Situation gerne, um zu üben und mich dabei selbst zu beobachten. Ein klitzekleines bißchen mache ich es auch, um mich selbst positiv in Szene zu setzen 🙂

Spiel mit dem Ego

Bei einem plumpen Werbepost (Lies mich – schau mich – kauf mich) hat sich ein Ego voll in Szene gesetzt, denn Egos wollen gesehen werden. Was wir manchmal übersehen: Wir haben alle Egos und manch ein Ego springt auf einen blöden Post ganz besonders an. Das passiert dann, wenn die Themen miteinander in Resonanz sind. Beispiel: Wenn sich jemand in einem Post laut brüstet, was er für ein toller Designer ist und du bist ein Designer, der sein Licht unter den Scheffel stellt, dann wird aller Wahrscheinlichkeit dein Ego anspringen und auf diesen Post reagieren (wollen). Umgekehrt genauso: Wenn du nach Anerkennung lechzt, aber dich sehr zurücknimmst, wird dein Ego auch auf diesen Post reagieren.

bloede-facebook-posts-3

Das Egos bauchpinseln und die Diskussion lenken

Wir haben alle ein Grundbedürfnis nach Anerkennung und danach, gesehen zu werden. Dies müssen wir immer berücksichtigen, wenn wir auf einen Post reagieren. Wie wäre es mal anders als üblich zu reagieren, indem du beispielsweise schreibst:

„Das sieht schön aus, passt aber leider nicht zu unserer Unterhaltung. Was meinst du denn zu XYZ-Thema, was wir hier eben diskutieren?“ dann gibst du einen Impuls, was hier gewünscht wird.

„Schöne Werbung. Aber leider ist das hier eine werbefreie Gruppe. Welches Programm nimmst du denn, um so schöne Posts zu gestalten?“
Erst Anerkennung, dann Info und Ablenkung.

Oder:  „Du bist sicher engagiert in dem, was du tust. So wirkt es auf jeden Fall. In welchen Gruppen bist du denn aktiv, wo dein Thema besser passen könnte?“
Erst Anerkennung, dann Impulsebrille aufsetzen.

Oder: „Schön, dass wir miteinander befreundet sind. Nachdem du jetzt in meinem Kontakte-Netzwerk sichtbar bist mit diesem Post würde ich mich freuen, wenn du meinen letzten Post in deiner Chronik teilen würdest. Passt das für dich?“
Anerkennung und Ausgleich schaffen.

Das sind nur ein paar Beispiele, konstruktiv zu reagieren. Wichtig ist auszuprobieren, was für dich passt und wie andere Menschen darauf reagieren. Das ist immer sehr spannend. Damit dies gelingt, habe ich ein Kartenset entwickelt, das dir hilft, in jeder Situation intuitiv das Richtige zu machen.

Kartenset: Wachstumskarten für blöde Posts

Anstatt dich beim nächsten Mal über einen blöden Facebook-Post zu ärgern ziehe eine Wachstumskarte, klicke drauf und handle danach. Damit du das Kartenset leicht wieder findest, habe ich diesen Artikel in der Kategorie Mach mit mit verlinkt. Ich bin gespannt, welche Erfahrung du damit machst und wie dich das Kartenset beflügelt, andere Verhaltensmuster auszuprobieren.

  • Drei Mal tief durchatmen und...
    ...nichts tun im Moment. Wie fühlst du dich dabei?
  • Impulsebrille aufsetzen:
    Wo wünschst du dir Unterstützung?
  • Auf die Spielregeln der Gruppe hinweisen.
    Wertschätzend 🙂
  • Kontaktebrille aufsetzen:
    Welche Kontakte suchst du?
  • Warum ärgere ich mich darüber?
    Beobachte deine Gedanken.
  • Ignorieren und dich nicht ärgern
    Wie gut klappt das?
  • Was löst das in mir aus?
    Welchen Gedanken habe ich gerade?
  • Dialog aufnehmen
    Kommentiere und lenke die Diskussion.

PS: Sollte eine Karte nicht passen, dann ziehe gerne eine neue Karte.

Ich freue mich auf deinen Kommentar, wie du auf blöde Facebook Posts reagierst.

Kontakte knüpfen: Was sind die 5 größten Networking-Erfolgsbremsen?

18 Antworten auf Blöde Facebook Posts: Ärgern oder lieber daran wachsen?

  1. Sabine, was für ein herrlicher Artikel. Nun weiß ich genau, wie ich in meiner Gruppe oder auch in anderen Gruppen wertschätzend reagieren kann.
    Einfach mal den Fokus auf etwas anderes lenken.
    Herzlichen Dank dafür!

    • Hallo Andrea,

      wenn das für dich gut passt, um anders zu reagieren, dann war es die Stunden schon wert, die ich an den Karten dran war, bis alles soweit rund war. Scheint fast so, als wärst du mein Avatar für diesen Blogartikel gewesen 🙂

      Jetzt bin ich natürlich gespannt, was sich verändert im Laufe der Zeit.

      Viele Grüße von Sabine

  2. Vielen Dank für diesen hilfreichen Artikel. Das sind doch mal sehr charmant formulierte Antworten. Gefällt mir gut!

  3. Große Anerkennung Sabine!

    Eine gelungene und sehr kreative Idee um quasi „aus der Not eine Tugend zu machen“: blöde Facebook Posts als Spielfeld für die eigene Weiterentwicklung.

    Für mich gehört so etwas in die Kategorie „Commitment-Tester“. Wenn sich bei mir innerlich etwas regt, weiß ich, dass da bei mir noch ein Thema zu bearbeiten ist. Um das zu bearbeiten, sind deine Karten äußerst hilfreich.
    (und hübsch anzusehen sind sie auch noch) 🙂

  4. Danke Sabine,
    man merkt Dir deine Erfahrung an. Alles sieht leicht aus, auch wenn viel Arbeit dahinter steckt. Die Ideen sind auch anderweitig sehr gut einsetzbar.
    ich starte erst mit dem ganzen Thema, bin also blutiger Anfänger.
    Da kann ich das SEHR gut gebrauchen, großes Dankeschön

    • Hallo Angelika,

      ich begleite dich gerne ein Stück des Weges in diese faszinierende Networkingwelt, wenn du magst. Warst du schon beim Webinar „Was sind die 5 größten Networking-Erfolgsbremsen?“ dabei, wo du eine schöne Orientierung bekommst, wie das Kontakte knüpfen leichter geht?

      Viele Grüße von Sabine

  5. Hallo Sabine,
    ganz lieben Dank für diesen inspirierenden Artikel.
    Bisher ist das auf meiner Seite noch nicht vorgekommen, jetzt fühle ich mich aber gut gewappnet. Was davon zum Einsatz kommt, das werde ich dann sehen, wenn es soweit ist. 🙂

    Ein Lernfeld ist auch dies, sofern der Spammer nicht direkt kommentiert: Neulich hat eine liebe Leserin einen meiner Inhalte auf ihrer Seite geteilt. Darunter war dann ein sehr plumper Werbekommentar, völlig aus dem Zusammenhang heraus, und auch sehr schlecht gemacht. Alle haben ihn einfach ignoriert. Mein Gedanke war: „Du arme kleine Wurst!“ – Kommentiert habe ich das aber nicht, das würde ich auch immer dem Seiteninhaber überlassen.
    Sonnige Grüße
    Sandra Dirks

    • Hallo Sandra,

      ja, das kenne ich auch, dass jemand in einem Kommentar oder bei einem XING-Event einfach plump Werbung reinpostet. Die Leute sind sich gar nicht bewusst, was sie sich damit für ein negatives Image aufbauen. Wirklich schade. Aber insgesamt habe ich den Eindruck, dass sich unser Kommunikationsniveau super entwickelt, oder?

      Viele Grüße von Sabine

  6. Hallo Sabine,
    Deine Karten finde ich so richtig klasse, hoffentlich gelingt es mir Deine Anregungen umzusetzen. Aber ich gebe mir Mühe!
    Es gibt aber so Dinge die einem echt sauer aufstoßen und da fehlt mir doch noch manchmal die Gelassenheit, aber nun habe ich ja die Karten (damit klappts bestimmt).
    Viele Grüße
    Kirsi

  7. Hallo Sabine,
    vielen lieben Dank für Deine wertvollen Impulse in diesem Artikel.

    Unsere lieben Egokröten;-)
    und die stets bleibende Sehnsucht nach Anerkennung;-) –
    weil ich mich selbst zu wenig wertschätze?
    weil ich mich selbst zu wenig anerkenne?
    Gelassener mit diesen Herausforderungen umzugehen,
    fängt für mich mit dem Thema Selbstliebe an.

    Die Wachstumskarten sind Dir auch sehr gut gelungen:-)

    Sonnige Grüsse, Alexandra

    • Hallo Alexandra,

      ja, unsere lieben Egokröten spielen gerne mit bei der bleibenden Sehnsucht nach Anerkennung. Das Positive: Diese Egokröten motivieren uns, Dinge zu tun, die wir sonst nicht machen würden, z. B. lieber einen schönen Blogartikel schreiben als in der Hängematte liegen.

      Ganz toll, dass du sagst, dass für dich das Thema mit Selbstliebe beginnt.

      Viele Grüße von Sabine

  8. Hallo Sabine,

    zum Glück bin ich heute auf Deinen Artikel gestoßen. Ironischer Weise hatte ich ich mich heute tatsächlich über einen dummen Kommentar bei Xing geärgert. Ich hatte in den Gruppen höflich um Hilfe gebeten. Ich mache mich gerade als virtuelle Assistentin selbständig und wollte eine Befragung zum Thema Outsourcing machen. Ich hatte die Gruppenmitglieder gefragt, ob oder was sie gerne outsourcen würden. Was kam, war ein dummer unqualifizierter Kommentar, über den ich mich leider sehr geärgert habe, da ich nur um Hilfe bat. Jetzt bin ich am überlegen, diesen Kommentar zu ignorieren oder klug und gelassen zu kontern :-). Die Karte, die ich oben zog, sagt ich solle den Dialog aufnehmen. Mal sehen.
    Viele Grüße
    Margit

    • Hallo Margit,

      wenn du die Karte gezogen hast, dann bleib im Dialog und achte darauf, möglichst nicht in Resonanz zu gehen, und zusätzlich ein stiller Beobachter des Geschehens zu werden, aus der Vogelperspektive.

      Das ist unglaublich spannend.

      Viele Grüße von Sabine

Schreibe einen Kommentar